Künstliche Intelligenz im Smart Home:
Ein Blick in die Zukunft

09.07.2025 16:42 Uhr

Flexibel, autonom und erstaunlich lernfähig: künstliche Intelligenz bringt Smart-Home-Technologien aufs nächste Level. Erfahren Sie hier, was KI-gestützte Anwendungen von herkömmlichen „intelligenten“ Geräten unterscheidet und werfen Sie gemeinsam mit uns einen Blick in die Zukunft des Smart Homes.

Eines steht fest: Künstliche Intelligenz (KI) ist kein kurzlebiger Trend, sondern eine Technologie, die unsere Lebenswelt nachhaltig verändern wird. Auch im Smart Home ist sie längst angekommen. Nur wird sie hier auch wirklich gebraucht? Welche Chancen birgt künstliche Intelligenz für die Gestaltung neuer Anwendungen? Und wie stehen die Endverbraucher:innen zu diesem Thema – interessieren sich die Deutschen überhaupt für KI im Smart Home?

Sie haben die Fragen, wir liefern die Antworten.

In diesem Beitrag erfahren Sie, warum ein Smart Home auch dann als intelligent bezeichnet wird, wenn gar keine künstliche Intelligenz im Spiel ist. Anhand eines konkreten Fallbeispiels zeigen wir Ihnen außerdem, worin der Unterschied zwischen „herkömmlicher“ und KI-gestützter Smart-Home-Technologie besteht. Und dann? Dann werfen wir gemeinsam mit Ihnen einen Blick in die Zukunft des Wohnens und gehen der Frage nach, wie künstliche Intelligenz das Smart Home der Zukunft noch sicherer, komfortabler und energieeffizienter machen könnte.

Das Wichtigste auf einen Blick

Künstliche Intelligenz (KI) beschreibt digitale Anwendungen, die menschliche Denkprozesse nachahmen. KI-Systeme sind darauf ausgelegt, große Datenmengen innerhalb kürzester Zeit zu analysieren, um vor diesem Hintergrund Entscheidungen zu treffen und entsprechende Folgeprozesse auszulösen. Im Vergleich zu herkömmlichen „intelligenten“ Smart-Home-Technologien können KI-gestützte Anwendungen daher flexibler und mit größerer Autonomie auf ihre Umwelt reagieren.

Künstliche Intelligenz im Smart Home kann vieles bedeuten – von reinen Analysetools bis hin zur KI-gesteuerten Prozessoptimierung. Da künstliche Intelligenz eine Technologie ist, die sich derzeit rasant entwickelt, steigt auch die Zahl der verfügbaren Smart-Home-Produkte mit KI stark. Expert:innen gehen davon aus, dass der Markt für Smart-Home-Technologien durch künstliche Intelligenz einen Wachstumsschub erleben wird.

Ist ein Smart Home auch ohne KI intelligent?

„Smart Home“ – der Name lässt vermuten, dass diese Gebäude ganz schön clever sind. Ob das so stimmt? Ja und nein. Smart Homes verdanken ihren Namen der Tatsache, dass sie mit digitalen Automatisierungslösungen ausgestattet sind, die über das sogenannte Smart-Home-Gateway gesteuert werden, mit dem alle einzelnen Smart-Home-Komponenten kommunizieren. Ein Beispiel für eine „klassische“ Smart-Home-Anwendung ohne künstliche Intelligenz ist Außenbeleuchtung, die über Sensoren gesteuert wird. Geht die Sonne unter, registrieren die Leuchten im Garten das – und schalten sich automatisch an.

Eine App für alles, Steuerung per Fingertipp und automatische Aktivierung in bestimmten Situationen: Im Vergleich zu Immobilien ohne Smart-Home-Technologie ist das definitiv clever. Immerhin fühlt es sich an, als würde das Haus mitdenken. Aus diesem Grund wird Smart-Home-Technologie auch oft als „intelligent“ bezeichnet. Streng genommen ist das aber nicht ganz korrekt. „Klassische“ Smart-Home-Technologie lässt auf ein ganz bestimmtes Signal aus ihrer Umgebung eine vorprogrammierte Reaktion folgen. Das smarte Thermostat schaltet die Heizung aus, sobald die vorgegebene Raumtemperatur erreicht ist, und die Smart-Home-Beleuchtung weiß aus dem Internet, wann die Sonne untergeht und die Leuchten rund ums Haus aktiviert werden müssen.

Das ist digital, automatisch und ausgesprochen praktisch – aber eben nicht auf dieselbe Art und Weise intelligent, wie es Anwendungen sind, die auf künstlicher Intelligenz basieren.

© JOURNEY STUDIO7 #869349027 -Adobe Stock

Was bedeutet „künstliche Intelligenz“ im Smart Home?

Grob vereinfacht beschreibt „künstliche Intelligenz“ ein Teilgebiet der Informatik, in dem an digitalen Systemen gearbeitet wird, die menschliches Denken so genau wie möglich nachahmen sollen. Das bedeutet, dass diese Systeme darauf ausgelegt sind, kognitive Prozesse wie Lernen und Entscheiden abzubilden. Die Basis hierfür bilden große Datensätze und schnelle Verarbeitungsprozesse – künstliche Intelligenz bedeutet, dass Informationen in Sekundenbruchteilen analysiert werden können.

Das ermöglicht es KI-basierten Anwendungen, sowohl autonomer als auch flexibler zu agieren als vergleichbare Smart-Home-Technologie, die eben nicht mit künstlicher Intelligenz arbeitet, sondern nur auf klar vordefinierte Situationen reagieren kann. Je mehr Daten zur Verfügung stehen, desto schneller und präziser werden außerdem die Reaktionen KI-basierter Smart-Home-Anwendungen: Diese Systeme sind lernfähig und können durch regelmäßige Updates noch anpassungsfähiger und effizienter werden.

Kurz und knackig: Wie verändert künstliche Intelligenz das Smart Home?

Durch künstliche Intelligenz kann Smart-Home-Technologie lernen, auf immer mehr Variablen in ihrer Umgebung zu reagieren. Das reduziert die Fehlerquote und bietet die Chance, Abläufe zu automatisieren, die für herkömmliche Smart-Home-Technologie zu komplex wären.

Smart-Home-Technologie mit und ohne KI: Ein Fallbeispiel

Ein typisches Beispiel dafür, welchen Unterschied künstliche Intelligenz im Smart Home bedeuten kann, liefern smarte Thermostate – eine der derzeit beliebtesten Smart-Home-Anwendungen überhaupt. In rund etwa dritten deutschen Haushalt kommt bereits ein smartes Thermostat zum Einsatz, um die Temperatur der Innenräume automatisch zu regulieren. Wie die intelligente Haustechnik dabei vorgeht und was sie leisten kann, hängt allerdings davon ab, ob und wofür sie KI nutzt.

Ein „klassisches“ Smart-Home-Thermostat ohne KI kann sowohl feste Zeitpläne als auch Sensoren nutzen, um die Heizung zu steuern. Stellt es fest, dass die Raumtemperatur einen festgelegten Punkt unter- oder überschritten hat, schaltet es die Heizkörper an oder aus. Zudem kann dieses smarte Thermostat komfortabel per App gesteuert werden. Wer schon aus der Ferne die Heizung einschaltet, hat es also z.B. nach der Rückkehr aus dem Weihnachtsurlaub direkt angenehm warm. Damit dieses Thermostat smart reagieren kann, muss es allerdings programmiert werden: Wann sich die Heizung an- oder ausschaltet und auf wieviel Grad es die Raumtemperatur halten soll, müssen die User:innen ihm vorgeben.

Ein Modell, das mit künstlicher Intelligenz arbeitet, geht hier einen Schritt weiter, indem es dazu lernt. Ein KI-gestütztes Smart-Home-Thermostat nutzt seine Sensoren, um Daten zu sammeln: Zu welcher Tageszeit hält sich in welchen Räumen jemand auf?  Zu welchen Uhrzeiten wird wo besonders viel oder besonders wenig geheizt? Über das Smart-Home-Gateway kann es außerdem auf die Daten anderer Smart-Home-Haustechnik zugreifen, um z.B. herauszufinden, ob derzeit irgendwo ein Fenster offensteht, durch das Heizungswärme entweichen könnte. All diese Informationen gleicht das intelligente Smart-Home-Thermostat in Sekundenschnelle miteinander ab, um die Heizungssteuerung an Verhalten und Gewohnheiten seiner User:innen anzupassen.

Wenn Sie bei der Arbeit sind oder ein Fenster offen steht, fährt dieses Thermostat die Heizung automatisch herunter, um Energie und damit auch Nebenkosten zu sparen. Gleichzeitig merkt sich das KI-gestützte Smart-Home-Thermostat aber auch, wann sie typischerweise nach Hause kommen und an welchen Tagen Sie viel Zeit zuhause verbringen – am Wochenende etwa, oder wenn Sie im Homeoffice arbeiten. Dann sorgt es dafür, dass überall dort Wohlfühltemperaturen herrschen, wo Sie an diesen Tagen die meiste Zeit verbringen. Und falls Sie mal überraschend früh von der Arbeit kommen, aktivieren Sie das intelligente Thermostat ganz einfach per Sprachassistent, noch während Sie Jacke und Schuhe ausziehen.

Wie sieht die Zukunft der KI im Smart Home aus?

© goodluz #184558862 – Adobe Stock

Eines gleich vornweg: Wie künstliche Intelligenz das Leben und Arbeiten im Smart Home auf lange Sicht verändern wird, das lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht mit Gewissheit sagen. Seit der Veröffentlichung von GPT-3 im November 2022 erleben wir einen regelrechten KI-Boom – seitdem schreitet die technische Entwicklung im Bereich der künstlichen Intelligenz rasant voran. Das hat wiederum zur Folge, dass derzeit auch viele neue Smart-Home-Anwendungen auf den Markt kommen, von denen niemand so genau weiß, welche sich als kurzlebige Trends herausstellen und welche wir in zehn oder zwanzig Jahren noch nutzen werden.

Im Folgenden wollen wir Ihnen daher keine konkreten Smart-Home-Technologien vorstellen, die auf künstlicher Intelligenz basieren. Stattdessen möchten wir Ihnen anhand von vier Szenarien einen Eindruck vom Spektrum der Möglichkeiten zu verschaffen, die KI im Smart Home eröffnet.

KI-Szenario #1: Automatisierung der Haustechnik

Im Smart Home der Zukunft wird die Haustechnik zum leistungsstarken Unterstützer im Alltag. Künstliche Intelligenz ermöglicht es zum einen, bestimmte Aufgaben voll und ganz dem Smart Home zu überlassen – z.B. dem intelligenten Rollladen, der gelernt hat, dass Sie an heißen Tagen schon im Morgengrauen alle Rollläden auf der Sonnenseite schließen, und das nun bei entsprechenden Temperaturen für Sie übernimmt. Zum anderen bietet KI im Smart Home mehr Komfort und Schutz, etwa durch die intelligente Alarmanlage, die das Geräusch eines Glasbruchs erkennt, darauf mit einer Sirene reagiert und Sie gleichzeitig mit Pushnachrichten auf dem Handy in Echtzeit darüber informiert, dass zuhause etwas nicht in Ordnung ist.

KI-Szenario #2: Intuitive Steuerung

Digitale Sprachassistenten wie Alexa oder Siri gibt es zwar schon seit einigen Jahren, doch dank künstlicher Intelligenz werden auch sie immer flexibler. Sie verstehen zunehmend komplexe Aussagen und können sich auch den Gewohnheiten ihrer User:innen mehr und mehr anpassen. Werden diese KI-gestützten Sprachassistenten mit dem Gateway eines Smart Homes vernetzt, ermöglichen sie die intuitive Steuerung aller daran angeschlossenen Geräte. An einem heißen Sommertag die Klimaanlage noch ein wenig kühler schalten und sicherstellen, dass sich der Rasensprenger erst spät am Abend einschaltet, damit das Wasser in der Hitze nicht einfach verdunstet? All das und mehr ist im Smart Home der Zukunft per Sprachbefehl möglich.

KI-Szenario #3: Smarte Assistenz im Alter

Ein weiteres Potenzial von künstlicher Intelligenz im Smart Home, das aktuell besonders intensiv diskutiert wird, betrifft die intelligente Assistenz für Senior:innen, die möglichst lange selbstbestimmt in den eigenen vier Wänden leben wollen. Smarte Haustechnik lässt sich per App mit einem Fingertipp steuern – und dank künstlicher Intelligenz können viele Prozesse sogar vollkommen automatisch ablaufen. Das maximiert den Wohnkomfort und verhindert, dass etwas Wichtiges vergessen wird. Dadurch kann die KI-basierte Haustechnik übrigens sogar pflegende Angehörige entlasten: Sie können sich darauf verlassen, dass Heizung, Licht und Sicherheitstechnik auch ohne ihr Zutun immer im richtigen Moment aktiviert werden. Im Fall eines Falles kann im KI-gestützten Smart Home außerdem der Notruf per Sprachsteuerung gewählt werden.

KI-Szenario #4: Verbrauchsanalysen in Echtzeit

Die wohl größte Stärke von künstlicher Intelligenz besteht darin, dass sie enorme Datensätze innerhalb kürzester Zeit verarbeiten kann. Das macht KI im Smart Home zum idealen Tool, um Prozesse in Echtzeit zu analysieren und zu optimieren. Von der Heizung bis zur Beleuchtung weiß das Smart Home der Zukunft genau, wie viel Energie es wofür verbraucht. Das macht es zum einen leicht, Sparpotenzial zu identifizieren – etwa mit dem bereits erwähnten intelligenten Thermostat, das weiß, welche Räume zu welchen Tageszeiten nicht oft genutzt werden, und ihre Temperaturen entsprechend senkt. Zum anderen werden Schäden schneller sichtbar. Fällt im KI-gestützten Monitoring z.B. auf, dass in einem ein Raum plötzlich kein Strom mehr fließt, meldet das Smart Home: Hier ist wahrscheinlich eine Sicherung rausgeflogen!

Wie stehen die Deutschen zum Einsatz von KI im Smart Home?

© Antonioguillem #419221018 – Adobe Stock

Sie fragen sich nun, wie wohl Ihre Kund:innen zum Thema künstliche Intelligenz im Smart Home stehen? Lohnt es sich für Sie und Ihr Team, die Neuerungen in diesem Bereich auch in den kommenden Monaten im Blick zu behalten und manche vielleicht sogar schon ins Sortiment aufzunehmen? Expert:innen haben darauf eine klare Antwort: Ja – denn künstliche Intelligenz hat das Potenzial, eine Vielzahl neuer Kund:innen für Smart-Home-Technologien zu begeistern.

Einen Eindruck davon, wie offen für den Einsatz von künstlicher Intelligenz im Smart Home die Deutschen derzeit sind, gibt eine repräsentative Befragung, die im Sommer 2024 im Auftrag des Digitalverbands Bitkom durchgeführt wurde. Insgesamt gaben 1.193 Personen Auskunft darüber, wie künstliche Intelligenz sie im Smart Home unterstützen könnte. Ihre Antworten?

  • 70 Prozent der Deutschen finden eine KI-gestützte Heizung attraktiv, die einerseits für Wohlfühltemperaturen sorgt, andererseits aber auch beim Energiesparen hilft.
  • 66 Prozent würden künstliche Intelligenz im Smart Home gern nutzen, um die Beleuchtung im Innen- und Außenbereich zu steuern.
  • 51 Prozent hätten gern ein KI-basiertes Wartungssystem, das Schäden an der Haustechnik frühzeitig erkennt und automatisch die Wartung veranlasst.
  • Weitere 51 Prozent der Befragten würden eine KI-gestützte Alarmanlage einsetzen, um Ihr Smart Home noch ein wenig sicherer zu gestalten.

Für die meisten Deutschen (78 Prozent) sind Komfort und Lebensqualität die besten Argumente für die Anschaffung von Smart-Home-Technologien. Überzeugend wirkt allerdings auch die Aussicht, im Smart Home den eigenen Energieverbrauch – und damit die Nebenkosten – zu senken (69 Prozent).  Und obwohl es meist die jungen Zielgruppen sind, die neue Technologien als erste für sich entdecken, zeigen sich beim Thema Smart Home deutsche Senior:innen ausgesprochen offen für Neues. Laut der Bitkom-Studie nutzen hierzulande bereits 30 Prozent der Menschen zwischen 65 und 74 Jahren mindestens eine Smart-Home-Technologie – Tendenz steigend.