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Integration von Kommunikations- und Sicherheitstechnik

Der neue Informationstechnikermeister (IT-Meister)

23.02.2024

Nach einer umfangreichen Konzeptphase hat das Bundestechnologiezentrum für ­Elektro- und Informationstechnik (BFE) den Informationstechnikermeister wieder in sein Programm aufgenommen – gleichwohl mit neuem Inhalt. Die größte Reform im Rahmen­lehrplan ist dabei die Integration der Kommunikations- und Sicherheitstechnik, die bislang als separater Schwerpunkt des Elektrotechnikermeisters unterrichtet wurde. Der erste Lehrgang nach dem neuen Meisterprofil startet bereits ab Juni dieses Jahres am BFE Oldenburg.

Inhaltsverzeichnis und Quicklinks

Der Kern des Informationstechnikmeisters ist die digitale Netzwerktechnik. Bisher beinhaltete der Lehrplan die Bereiche Multimedia, IT-­Sicherheit, Datenschutz, Energietechnik und Gebäude­automation sowie Netzwerktechnik. Nun kommen die in der Arbeitswelt ohnehin eng verwandten Bereiche der Kommunikations- und Sicherheitstechnik hinzu und werden zu einer neuen Schnittstelle in der Gebäudeautomation. Der Umfang des neuen IT-Meisters bleibt insgesamt gleich, auch an der Lehrgangsdauer von einem Jahr ändert sich nichts.

 

Sicherheit bekommt Vorfahrt

Das neue Meisterprofil koppelt das große, alles durchziehende Thema der Sicherheitstechnik an den Informationstechnikermeister. »Es handelt sich um einen ganzheitlichen, vernetzten Ansatz«, sagt Thomas Ernst, der Leiter des BFE-Lehrgangs. »Ob Datensicherheit oder objektbezogene Überwachung: sicherheitstechnische Fragen stellen sich in allen Bereichen der Kommunikations-, Sicherheits- und Informationstechnik, sei es bei intelligenten Messsystemen, Netzwerktechnik, Multimedia oder dem Tresor in der WandErnst vertrat als Teil des BFE im Expertenkreis des Forschungsinstituts für Berufsbildung im Handwerk (FBH), der im Auftrag des Zentralverbandes der Deutschen Elektro- und Informationstechnischen Handwerke (ZVEH) an der Erarbeitung der neuen Meisterprüfungsordnungen beteiligt war. Das FBH leitete diesen Prozess. »Es ist gelungen, die verschiedenen Kompetenzen der einzelnen Fachbereiche in einem Meister zusammenzulegen«, so das positive Fazit von Thomas Ernst.

 

Handlungsfelder in der Prüfung

Ebenfalls neu ist die Modernisierung der Prüfungsordnung in Handlungsfelder. Sprich: Die einzelnen Fachgebiete werden nun projektbezogen abgefragt. »Dadurch bringen wir die Prüfung näher an die realen Arbeitsbedingungen heran«, so Ernst. Die Handlungsfeldreform bei den Höheren Abschlüssen setzt die Novellierung der Erstausbildung fort, wo Handlungsfelder bereits seit Jahren erfolgreich umgesetzt sind. Sie betrifft alle fünf Meister der Elektro- und Informationstechnik.

 

Die Themenfelder im Einzelnen

Energietechnik und elektrische Sicherheit

Intelligente Messsysteme ermöglichen eine Kommunikation zwischen dem Kunden und dem Messstellenbetreiber. Über diese Systeme lassen sich Erzeugungs- und Verbraucheranlagen schalten und Messwerte übertragen. Diese Messsysteme sind für die Umsetzung der Energiewende nötig, um ein Gleichgewicht zwischen erzeugter und verbrauchter Energie zu gewährleisten. Zukünftig können auch Kundenendgeräte über das Messsystem gesteuert und variable Tarife genutzt werden. Um die elektrische Sicherheit zu gewährleisten, sind erweiterte Kenntnisse in den VDE-Vorschriften erforderlich.

 

Telekommunikationstechnik

Die klassische Telekommunikation wurde von der Telefonie über das Internet, der »Voice over IP« (VoIP), abgelöst. Um eine störungsfreie und qualitativ hochwertige Kommunikation zu ermöglichen, sind neben den VoIP-Kenntnissen auch tiefere Kenntnisse in der Netzwerktechnik erforderlich, da sich Sprache und Daten die gemeinsamen Übertragungswege teilen müssen.

 

Gebäudeautomation

Die Gebäude in Gewerbeunternehmen, aber auch im privaten Bereich, werden zunehmend automatisiert. Dieses betrifft insbesondere die Steuerung von Licht, Heizung, Klima, aber auch die Gebäudesicherheit. Die Gebäude kommunizieren dabei mit den einzelnen Geräten
(Bild 1). Sie übertragen auf das Smartphone des Besitzers u.a. Statusmeldungen und Alarme. IP-Kameras ermöglichen die visuelle Überwachung des Gebäudes und nehmen bei Bedarf auch Bilder auf oder lösen Aktionen aus

  • GebäudeautomationBild 1: Zeitgemäße Gebäudeautomation ist integraler Bestandteil des IT-­Meister-Lehrgangs© D. Petermann/BFE Oldenburg

Sicherheitstechnik

In der Sicherheitstechnik spricht man von der Familie der Gefahrenmeldeanlagen. Hierzu gehören unter anderem Brandmeldeanlagen, wie auch Sprachalarmanlagen nach
DIN 14675, die Personen gezielt aus einem Gefahrenort evakuieren. Neben dem Brandschutz ist auch die Einbruchmeldetechnik, mit der Vandalismus und Diebstahl verhindert oder nachverfolgt werden können, ein wichtiger Bereich der Sicherheitstechnik.

 

Netzwerktechnik

Eine schnelle, störungsfreie Datenübertragung ist die Grundvoraussetzung für die Digitalisierung in Unternehmen sowie in der gesamten Gesellschaft. Die Übertragung kann drahtgebunden oder drahtlos erfolgen. Hierfür kommen Glasfaser- und Kupferleitungen, aber auch WLAN und Funktechnologien (4G, 5G) zum Einsatz (Bild 2). Router, Switches, Accesspoints und andere aktive Komponenten bilden die technologische Basis der IP-Netze für eine schnelle und sichere Datenübertragung.

  • Verarbeiten von Glas­faserleitungen mittels SpleißgerätBild 2: Auch das Verarbeiten von Glas­faserleitungen mittels Spleißgerät gehört zur dieser Weiterbildung© D. Petermann/BFE Oldenburg

IT-Sicherheit und Datenschutz

Firewalls, Benutzerberechtigungen, Verschlüsselungen, Schutz vor Manipulation, Glaubwürdigkeit der Daten, Ausfallsicherheit und der Schutz von Persönlichkeitsrechten sind die Grundvoraussetzungen für den sicheren Betrieb von Datennetzwerken. Ein Informationstechnikermeister muss die IT-Sicherheitstechnologien beherrschen und sich im Datenschutz auskennen.

 

Zusätzliche Eigenschaften

Neben den oben genannten Aufgaben muss der Informationstechnikermeister Kunden beraten, Aufwände einschätzen und Angebote erstellen können. Weiterhin ist er für die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften und die Abnahme der Systeme verantwortlich. Als Meister bildet er Lehrlinge aus, sorgt für einen reibungslosen Projekt­ablauf beim Kunden und bindet externe Lieferanten mit in die Auftragsbearbeitung ein.                l

Zusatzzertifikate und Qualifikationen

Die Teilnehmer des Lehrganges zum Informationstechnikermeister können während ihrer Lernzeit am BFE verschiedene Zusatzzertifikate / Qualifikationen erlangen. Die Kosten von insgesamt  7 720.- € sind in den Gesamt­kosten des Meisterlehrganges bereits enthalten. Dies birgt ein enormes Einsparpotenzial. Die einzelnen Qualifikationen sind:

  • Sachkundiger für den Anschluss von Anlagen und Geräten an das Niederspannungsnetz
  • KNX-Zertifikatsprüfung
  • Unternehmermodell nach DGUV Vorschrift 2 »Betriebsärzte und Fachkräfte für Arbeitssicherheit«
  • Verantwortliche Person für Brandmeldeanlagen (BMA) gemäß DIN 14675 inkl. Prüfung
  • Fachkraft für Sprachalarmanlagen nach DIN 14675 inkl. Prüfung.

Ansprechpartnerin für die zusätzlichen Qualifikationen wie auch für den gesamten Lehrgang ist Jana Katharina Brumund (j.brumund@bfe.de oder (0441) 34092-341). Informationen zu anderen Seminaren und Lehrgängen bekommen Sie unter www.bfe.de.

Novellierung der E-Meisterberufe 2024

Die Weiterbildung zum E-Meister in einem der fünf angebotenen Lehrgänge unterliegt derzeit einem Neuordnungsverfahren. Bezug ist die als Entwurf vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz und im Einvernehmen mit dem Bundesministerium für Bildung und Forschung eingebrachte Verordnung, die die Meisterprüfungen Teil I und II neu regelt (Elektrotechnikermeisterverordnung; ElektroTechMstrV). Vorbehaltlich noch anfallender, redaktioneller Änderungen, soll diese am 1.3.2024 in Kraft treten. Hier einige wichtige Änderungen gegenüber der bisher bestehenden Verordnung von 2002:

  • Der bislang bestehende Abschluss als »Elektrotechnikermeister Kommunikations- und Sicherheitstechnik« geht über in den bereits bestehenden Informationstechnikermeister (Bild 3)
  • Der »Elektrotechnikermeister Systemelektronik« wird zukünftig als »Elektrotechnikermeister Automatisierungstechnik und Systemelektronik« angeboten
  • Neu geschaffen ist die Qualifizierung zum »Elektrotechnikermeister Gebäudesystemintegration«
  • Die bislang bestehenden Lehrgänge in den Bereichen Energie- und Gebäudetechnik und Elektromaschinenbau bleiben bestehen
  • Neu geordnet werden auch die Situationsaufgaben in den Prüfungen sowie die maximale Dauer der Bearbeitung dieser Aufgaben durch den Prüfling
  • Im Bereich des »Sicherheitsscheins«, der eine Eintragungsvoraussetzung für das Installateurverzeichnis beim Netzbetreiber ist, müssen zukünftig vier Prüfungsleistungen aus Teil 1 und Teil 2 mit jeweils mehr als 50 % der erreichbaren Punkte bestanden werden, um diesen Sicherheitsschein zu erhalten. So will man verhindern, dass die Prüflinge den TREI-Schein nachholen müssen, weil zwar die Prüfung als solches bestanden wurde (und somit nicht wiederholt werden kann), jedoch der Anwärter/die Anwärterin in einem Handlungsfeld (bei ET ist das »Elektro- und Sicherheitstechnik«) im Teil 2 nicht die erforderlichen 50 % erzielte. Diese Neuerung betrifft alle Meisterberufe also auch den Informationstechniker- und Elektromaschinenbauer-Meister.

Für Schnellleser

Der neue IT-Meister bekommt »Zuwachs« – der bisherige Elektrotechnikermeister Kommunikations- und ­Sicherheitstechnik geht in den neugeordneten Lehrgang zum IT-Meister über

Damit möchte man in den wichtigen Bereichen der ­Sicherheitstechnik einen ganzheitlichen Ansatz verfolgen und die verschiedenen Kompetenzen der einzelnen Fachbereiche in einem Meister zusammenlegen

Die Umstellungen betreffen auch die anderen vier bisher angebotenen Meisterlehrgänge – so schafft man beispielsweise mit dem neu konzipierten Elektrotechnikermeister für Gebäudesystemintegration ein logisches und konsequentes Weiterbildungsangebot

QUELLE:

de – das elektrohandwerk

AUTOREN: 

  • Dipl.-Ing. Detlef Petermann, Bereichsleiter Höhere Berufsabschlüsse am BFE Oldenburg und
  • Marcel Diehl, Redaktion «de«