Sicherheitsbeleuchtung auf dem digitalen Prüfstand
Test und Wartung von Notlichtsystemen
Prüfungen und Wartungen von Sicherheitsbeleuchtungssystemen nehmen viel Zeit in Anspruch und sind mit Kosten verbunden. Vernachlässigen dürfen Gebäudeeigentümer und -verantwortliche das Thema dennoch auf keinen Fall – sonst drohen empfindliche Strafen oder die Sperrung von Gebäuden mit Publikumsverkehr. Ein digitales Online-Ökosystem kann dabei unterstützten, die Wartung effizienter zu gestalten und maximale Verfügbarkeit zu garantieren.
Inhaltsverzeichnis und Quicklinks
Die DIN EN 50172 fordert die regelmäßige Kontrolle und Prüfung von Sicherheitsbeleuchtungsanlagen. Dies muss in einem Prüfbuch dokumentiert werden. Auch von gesetzlicher Seite gibt es Vorgaben: so ist etwa in § 4 der ArbStättV [1] vorgeschrieben, dass Sicherheitsbeleuchtung regelmäßig auf ihre Funktionsfähigkeit zu prüfen ist und dass Anlagen vor der Inbetriebnahme von einem Sachverständigen abgenommen werden müssen.
Verschiedene Prüfintervalle der Sicherheitsbeleuchtung
Die Intervalle für Prüfungen unterscheiden sich nach den verschiedenen Bestandteilen der Sicherheitsbeleuchtungsanlage: Eine Sichtprüfung der Anzeigen der Stromversorgung sollte täglich erfolgen und ein Funktionstest aller angeschlossenen Leuchten wöchentlich. Umfangreichere Prüfungen sind monatlich mit der Wartung der Überwachungseinrichtung für die Zentralbatterieanlage vorgesehen. Jährlich ist die vollständige Wartung aller Leuchten und der Ladeeinrichtung durch eine Fachkraft fällig. Alle drei Jahre muss schließlich eine Sachverständigenprüfung erfolgen.
Die regelmäßigen Prüfungen sind von einer Fachkraft für Sicherheitsstromversorgung durchzuführen. Um Mitarbeiter dafür zu qualifizieren, bietet beispielsweise der TÜV Schulungen an. Dort können sich interne Mitarbeiter mit vergleichsweise wenig Aufwand weiterbilden. Viele Unternehmen vergeben den Service der Sicherheitsbeleuchtung allerdings auch an Dienstleister. Für die dreijährige Prüfung ist auf jeden Fall ein zertifizierter Sachverständiger – also in der Regel ein externer Experte – notwendig.
Risiken durch fehlerhafte Sicherheitsbeleuchtung
Die dramatischste Konsequenz nicht ordnungsgemäß funktionierender Sicherheitsbeleuchtung ist, dass dadurch Menschen zu Schaden kommen. Doch auch davon abgesehen können Nachlässigkeiten schwere Folgen für Unternehmen und die Betroffenen persönlich haben. Im Strafgesetzbuch ist im § 319 Baugefährdung geregelt:
(1) Wer bei der Planung, Leitung oder Ausführung eines Baues oder des Abbruchs eines Bauwerks gegen die allgemein anerkannten Regeln der Technik verstößt und dadurch Leib oder Leben eines anderen Menschen gefährdet, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.
(2) Ebenso wird bestraft, wer in Ausübung eines Berufs oder Gewerbes bei der Planung, Leitung oder Ausführung eines Vorhabens, technische Einrichtungen in ein Bauwerk einzubauen oder eingebaute Einrichtungen dieser Art zu ändern, gegen die allgemein anerkannten Regeln der Technik verstößt und dadurch Leib oder Leben eines anderen Menschen gefährdet.
Unter diese technischen Einrichtungen fallen auch Sicherheitsbeleuchtungsanlagen. Neben Gefahr für Leib und Leben und rechtlichen Konsequenzen droht auch noch finanzieller Schaden durch fehlerhafte Sicherheitstechnik. Können Unternehmen etwa eine korrekte Wartung nicht nachweisen, kann es zu Konflikten mit Versicherern kommen.
Digitaler Speicher und Selbsttests vs. manueller Aufwand
Vor dem Hintergrund der drohenden Konsequenzen ist klar, dass Unternehmen das höchste Maß an Zuverlässigkeit ihrer Sicherheitsbeleuchtungsanlagen sicherstellen wollen. Die Digitalisierung nimmt ihnen dabei bereits einiges an manuellem Aufwand ab. So muss beispielsweise das Prüfbuch nicht mehr von Hand geführt werden, sondern ist in vielen Zentralbatteriesystemen als digitaler Speicher integriert. Außerdem existieren selbsttestende Anlagen, die die Funktionsprüfung auch protokollieren.
Die monatlichen Prüfungen und vor allem die Sachverständigenprüfungen erfordern dennoch hohen manuellen Aufwand. So müssen Techniker beispielsweise mit einem Laptop vor Ort sein, um die Daten aus den Anlagen auszulesen. Wird bei einer Prüfung festgestellt, dass Teile ausgetauscht werden müssen, müssen diese erst bestellt und anschließend bei einem weiteren Besuch installiert werden.
Fernüberwachung, Analysen und automatische Zustandsberichte
Für eine Arbeitserleichterung und mehr Effizienz sorgt hier das neue Building Safety Management System (BSMS) von Eaton. Als erster Hersteller der Branche integriert Eaton die volle Konnektivität durch Mobilfunk-, Bluetooth, Webportal-, mobile App- und Cloud-Anbindung. Monatliche Zustandsberichte werden dabei automatisch generiert und können beispielsweise direkt an eine E-Mail-Adresse gesendet werden (Bild 1).
Damit erlaubt das System die Fernüberwachung von Sicherheitsbeleuchtungsanlagen sowie Analysefunktionen. Durch die per Fernzugriff verfügbaren Zustandsberichte können Elektriker bereits vor der Anfahrt zum Kunden überprüfen, welche Ersatzteile sie mitbringen müssen, was ihnen eine zusätzliche Fahrt einsparen kann.
Außerdem benötigen sie durch die umfassenden Verbindungsmöglichkeiten keinen Laptop mehr bei sich. Die Systeme verfügen über spezielle Schnittstellen, die eine App-Anbindung zulassen. Mit der neuen Produktlinie »Dualsmart-S«, die im nächsten Jahr eingeführt wird, erhalten die Geräte zusätzlich eine Bluetooth-Schnittstelle, sodass Servicetechniker das System über ein Mobilgerät in Betrieb nehmen, konfigurieren und überprüfen sowie Firmware Updates aufspielen können (Bild 2). Gedacht ist diese Update-Funktion für Standorte mit schlechter oder keiner Mobilfunkabdeckung, wo keine Mobilfunkverbindungen verfügbar sind.
Backup des lokalen Prüfbuchs in der Cloud
Die Fernüberwachung umfasst auch die Batterieüberwachung anhand verschiedener Parameter. So wird nicht nur die Spannung gemessen, sondern auch die Umgebungstemperatur, die die Lebensdauer von Batterien stark beeinflusst. Bisher wurden Batterien in der Regel in bestimmten Intervallen vorsorglich getauscht – oft auch dann, wenn sie das eigentliche Ende ihrer Lebensdauer noch nicht erreicht hatten. Mit der zustandsorientierten Wartungsanalyse lässt sich sehr genau prognostizieren, wann eine Batterie wirklich getauscht werden muss. Die Maximierung der Nutzungsdauer ist nicht nur nachhaltiger, sondern auch kosteneffizienter.
Durch die Cloud-Anbindung und einem dort abgelegten Logbuch existiert ein Backup des lokalen Prüfbuches. Dieses können Gebäudeverantwortliche im Ernstfall als Nachweis gegenüber Versicherern nutzen, sollten lokale Systeme durch ein Brandereignis zerstört worden sein.
Intuitive Anwendung und Unterstützung bei Inbetriebnahme
Elektriker und andere Anwender, die bereits mit Eaton-Software gearbeitet haben, werden sich auch im neuen BSMS gut zurechtfinden. Diese Lösung wurde mit dem hauseigenen Brightlayer UX-Studio entwickelt und ist ähnlich aufgebaut wie beispielsweise Energiemanagementlösungen. Aber auch für unerfahrene Nutzer ist die Software leicht zu bedienen, da sie mit einem starken Fokus auf Benutzerfreundlichkeit entwickelt wurde und sich nicht ausschließlich an Fachpersonal richtet.
Die Lösung kann auch Installateure bei der Inbetriebnahme neuer Anlagen unterstützen. Dazu gibt es einen schrittweisen Bearbeitungsablauf, der durch die verschiedenen Prozessschritte führt. Außerdem ist eine automatische Fehlerbehebung im Funktionsumfang geplant. Das heißt, wenn ein Fehler erkannt und gemeldet wird, informiert das BSMS die Anwender automatisch über mögliche Lösungen.
Literatur
[1] Artikel 1 V. v. 12.8.2004 BGBl. I S. 2179; zuletzt geändert durch Artikel 10 G. v. 27.3.2024 BGBl. 2024 I Nr. 109 Geltung ab 25.8.2004; FNA: 7108-35 Betriebssicherheit
Quelle:
de – das elektrohandwerk
Autor:
Franck Ageron, Product Manager Emergency Lighting bei Eaton